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17.10.2023

Weitere Hilfeleistungen für die Ukraine

Weitere Hilfeleistungen für die Ukraine

Die Kriegshandlungen vor allem im Süden der Ukraine sind auch im zweiten Halbjahr von 2023 allgegenwärtig und ein Ende ist nicht in Sicht. Während an den Fronten Soldat:innen unter Dauerbeschuss stehen, befindet sich die ukrainische Bevölkerung in einer prekären Lage. Die Menschen sind vor verschiedene Probleme gestellt, weshalb sie allein nicht bewältigen können und auf Hilfe angewiesen sind. Green Cross Switzerland unterstützt deshalb die Opfer des Krieges mit einer Palette an pragmatisch angelegten und regional angepassten, schnellen Hilfeleistungen, die auf unterschiedlichen Ebenen des Alltags wirken und eine Verbesserung der Situationen zum Ziel haben.

Seit der russischen Invasion im Februar 2022 fokussierte sich Green Cross Switzerland auf die Lieferung humanitärer Güter und vor allem seit Ende desselben Jahres auf die Bereitstellung von Wasseraufbereitungssystemen, welche dreckiges oder kontaminiertes Wasser reinigen können.

Daneben ist jedoch der Einsatz für Kinder seit vielen Jahren ein Kernanliegen unserer Stiftung. Denn zuvor hat die Stiftung noch diverse Therapiecamps für Kinder, die durch die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl betroffen sind, in der Ukraine oder Belarus veranstaltet. Dieser Fokus auf die Unterstützung von Kindern wird deshalb fortgesetzt, da Kinder und Jugendliche kriegerischen Handlungen häufig ausgesetzt sind.

Neue Hilfeleistungen für die Opfer des Krieges zur Verfügung gestellt

Jetzt konnten im Verlauf des Sommers und im September mehr als 200 Kinder der Region Tschernihiw durch die Hilfeleistungen Rucksäcke erhalten. Die Rucksäcke stehen symbolisch für die Chance auf einen gewissen geregelten Schulalltag; fern – so gut wie möglich – von den Kriegshandlungen, sollen sie zum ersten Schultag einladen und den Kindern die Möglichkeit geben ihre persönlichen Gegenstände und Schulbücher zu transportieren.

Ebenfalls wurde ein Krankenhaus bzw. Rehabilitationszentrum in Tschernihiw für Kinder mit Beeinträchtigungen von Green Cross Switzerland unterstützt. Zahlreiche der dort behandelten Kinder haben Verletzungen an ihrem Bewegungsapparat sowie am zentralen oder peripheren Nervensystem. Mittels der zur Verfügung gestellten Bewegungsgeräten kann die Grob- und Feinmotorik von Kindern und Jugendlichen nachhaltig trainiert und verbessert werden. In derselben Stadt wurde ein Kindergarten mit Stühlen und Betten ausgestattet, wodurch die Infrastruktur verbessert und den Kindern Möglichkeiten gegeben wurden, sich wie zuhause zu fühlen. Auch konnte ein Stromgenerator zur Verfügung gestellt werden, der trotz Stromausbrüchen den Köchinnen hilft, eine warme Mahlzeit für die Kinder vorzubereiten.

Green Cross Schweiz hat 31 moderne orthopädische Matratzen an das Zentralkrankenhaus Ripky übergeben sowie weitere an ein Aufenthaltszentrum für Obdachlose und zwei kleinere Krankenhäuser. Der amtierende Generaldirektor des Spitals in Ripky äusserte seine Dankbarkeit und meinte, dass durch die Lieferung die Bedingungen für einen Aufenthalt verbessert werden.

Weitere Hilfsangebote für den Spätherbst geplant

Für den Herbst und Winter sind wieder weitere Hilfeleistungen geplant. So wird z.B. Saatgut an Menschen ausgegeben. Der Fokus wird auf die Lieferung von Wasseraufbereitungssystemen gelegt.

Green Cross Switzerland möchte sich herzlich bei Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender bedanken, dass Sie weiterhin unsere Arbeit unterstützen und den Menschen in der Ukraine Hoffnung auf eine Zukunft schenken.

03.10.2023

Wassersituation in Burkina Faso

Wassersituation in Burkina Faso

Seit vielen Jahren herrschen im ostafrikanischen Land Burkina Faso grosse Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung. Diese Extremsituation hat verschiedene Gründe, wobei die meisten durch menschliche Aktivitäten verursacht wurden und werden.

Die Niederschläge im Land haben stetig abgenommen; es wird davon ausgegangen, dass im Sahelstaat nur noch ein Drittel so viel Regen wie vor 70 Jahren fällt. Die Temperaturen steigen wesentlich schneller und die Trockenzeiten sind länger. Dürren führen u.a. dazu, dass Gewässer vermehrt austrocknen oder zumindest stark rückläufig sind. Da 85% der Bevölkerung von Viehzucht und Landwirtschaft lebt, hat dies nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft, sondern durch den Wassermangel kommt es zunehmend zu Konflikten zwischen den Bauern und Anwohner:innen.

Bewaffnete Konflikte verschärfen die Wasserversorgung

Auch die unsichere, politische Lage trägt zur Wasserknappheit bzw. Wasserversorgung in Burkina Faso zu. Nachdem das Militär den langjährigen Präsidenten Blaise Campaoré 2014 entmachtete, kam es seit diesem Jahr immer wieder zu erfolgreichen Putschversuchen, wobei der letzte Ende September 2022 stattfand. Lokale Milizen, sowie regionale Ableger der Terrororganisationen IS und von Al-Qaida destabilisieren die Lage weiter, indem sie Menschen, vorwiegend Frauen und Kinder kidnappen, ermorden oder vertreiben. Bisherige Fortschritte in der Verbesserung der Trinkwasserversorgung, werden durch Angriffe auf Wasseranlagen – als Taktik zur Vertreibung von Menschen – gefährdet. Aufgrund von bewaffneten Konflikten und der politischen Instabilität haben zu dieser Zeit mehr als 830.000 Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Die mangelnde Wasserversorgung wird leider durch das hohe Potenzial der Unterernährung und durch Krankheiten weiter ergänzt. Ein zentraler Teil der Bevölkerung ist deshalb auf humanitäre Hilfe angewiesen; UNICEF schätzt, dass über 5 Millionen Menschen (Davon 3.2. Millionen Kinder), d.h. ein Viertel der Gesamtbevölkerung entsprechende Hilfeleistungen benötigt. Über 2 Millionen Menschen mussten aufgrund der zunehmenden Gewalt flüchten.

Wasserversorgung als Thema auf der internationalen Bühne

An der UN-Wasserkonferenz 2023 vom 22. bis 24. März in New York wurde deshalb die mangelnde Wasserversorgung in verschiedenen, vorwiegend afrikanischen Staaten zum Thema gemacht. Denn der Zugang zu sauberem Wasser und entsprechenden sanitären Angeboten ist ein Menschenrecht und ist eines der in der Agenda 2030 festgelegten 17 UN-Zielen für die nachhaltige Entwicklung. UNICEF fordert u.a. eine schnelle Erhöhung der Investitionen in die Hygiene-, Wasser- und Sanitärversorgung und eine Fokussierung derjenigen Gebiete, die von den Wasserkrisen am stärksten betroffen sind durch Hilfsprogramme und politische Richtlinien.

Green Cross Switzerlands Einsatz in Burkina Faso

Im Rahmen des Wasser-Leben-Frieden Projekts von Green Cross Switzerland hat die Stiftung über Jahre hinweg beim Aufbau von Strukturen und beim Wissenstransfer über Wassermanagement, um Konflikten aus der Verknappung von Wasser in Burkina Faso vorzubeugen, mitgeholfen. Wasser-Leben-Frieden verfolgte als Projekt das Ziel, die Wasserversorgung durch Ausbildung von Betroffenengruppen oder technischen Interventionen in wasserarmen Gebieten zu fördern und das häufig verschmutzte Wasser zu säubern. Als Beispiel wurde in der Gemeinde Nagréongo ein Projekt Wiederherstellung des Bodennutzungspotenzials von Agraranbauflächen und von Bewässerungsinfrastrukturen realisiert.

Weitere Informationen finden Sie hier:

28.08.2023

Giftgasangriff auf Halabja, Irak 1988 – Langzeitfolgen bis heute

Giftgasangriff auf Halabja, Irak 1988 – Langzeitfolgen bis heute

Auch 35 Jahre nach dem Giftgasangriff auf die irakisch-kurdische Stadt Halabja im Osten des Landes, wird die lokale Bevölkerung durch das Ereignis bis heute geprägt. Am 16. März 1988 warfen irakische Flieger unter dem Regime von Saddam Hussein im Rahmen der Anfal-Offensive Senfgas und andere chemische Kampfstoffe über Halabja ab. Die Giftgaskampagne (Anfal-Offensive), die sich gegen kurdische Städte und Dörfer zwischen 1987-1988 richtete, war eine genozidale Massnahme, wobei die Offensive Halabja am härtesten traf. An diesem Tag starben mindestens 5‘000 der damaligen 40‘000 Einwohner:innen – vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen – an den Folgen des Giftgasangriffes. Weitere 7‘000 bis 10‘000 Menschen starben entweder an den Folgen der Verletzungen oder erlitten dauerhafte Gesundheitsschäden.

Noch heute leidet die Bevölkerung an den Folgen des Angriffs. Schwere Atemnot, Krebs, Missbildungen bei Neugeborenen, Totgeburten, Haut- und Augenkrankheiten, Unfruchtbarkeit und psychische Störungen treten in den betroffenen Regionen in einem erhöhten Mass auf. Die Region um Halabja ist eine der ärmsten Teile der Autonomieregion von Kurdistan. In vielen Dörfern und Siedlungen fehlt es an sauberem Wasser, an einer genügenden Gesundheitsversorgung und an entscheidender Infrastruktur.

 

Green Cross Switzerlands Engagement in Halabja und Umgebung

Green Cross Switzerland war über mehrere Jahre im Irak mit der Arbeit an Projekten aktiv. Zusammen mit der Gesellschaft für bedrohte Völker unterstützte Green Cross Switzerland seit 2008 fünf Jahre die im Nordirak tätige Entwicklungsorganisation WADI e.V. bei der Umsetzung von verschiedenen Projekten.

Einer der Schwerpunkte der Aktivitäten von Green Cross im Irak waren die mobilen Teams, welche die Dörfer der betroffenen Region regelmässig besuchten und der lokalen Bevölkerung mit medizinischer Betreuung und Beratung zur Seite standen. Zentral waren auch die Trainings- und Aufklärungskurse, an denen Frauen Wissen zu Frauenrechte, Gesundheitsprobleme, Kindererziehung und über die Langzeitwirkung von Giftgas auf den Menschen vermittelt bekamen. Um den Kindern eine bessere Perspektive zu geben sowie Hygiene und andere wichtige Themen auf spielerische Weise näher zu bringen, zirkulierten mobile Spielbusse zwischen den Dörfern. Mit einer Bibliothek, Musikinstrumenten und vielen Spielen, begleitet von Sozialarbeiterinnen und Gesundheitsfachleuten, half der Green-Cross-Spielbus Kindern in der vom Giftgasangriff traumatisierten Kurdenregion.

Erfahren Sie mehr zum Thema hier:

08.08.2023

Internationaler Agent Orange Gedenktag

Internationaler Agent Orange Gedenktag

Am 10. August erinnert die Welt an die Opfer, die durch den Einsatz des Entlaubungsmittel «Agent Orange» während am gleichen Tag des Jahres 1961 bis 1971 getroffen und beeinträchtigt wurden. Inmitten des Vietnamkries setzten US-amerikanischen Truppen das Herbizid ein, um Verstecke der nordvietnamesischen Armeen aufzudecken, welche durch den Dschungel geschützt waren. Andererseits wurde mit der hochgiftigen Substanz versucht, das Getreide zu zerstören, welches Armeeangehörige ernähren konnte.

Agent Orange hatte eine aggressive Wirkung auf die Betroffenen und die Umwelt vor Ort. Die Nachwirkungen des Einsatzes sind bis heute spürbar. Denn bereits kleine Mengen eines Bestandteils von Agent Orange, Tetrachlordibenzodioxin (TCDD) genannt, können zu Krebs, Organschäden oder Fehlbildungen bei Kindern führen. Bei den Vietnames:innen gilt die Exposition gegenüber Agent Orange dementsprechend als Ursache für eine ungewöhnlich hohe Zahl von Fehlgeburten, Hautkrankheiten, Krebserkrankungen, Geburtsfehlern und angeborenen Missbildungen, die seit den 1970er Jahren auftreten.

Die Vietnamese Association of Victims of Agent Orange geht davon aus, dass es mehr als drei Millionen Opfer durch Agent Orange gibt, sowie hunderttausende Vietnames:innen und amerikanische Armeeangehörige an den Spätfolgen des Herbizids leiden. Die USA haben bisher nur kleine Beiträge zur Verbesserung der Situation geleistet; die Unterstützung gilt in erster Linie ihren eigenen Veteran:innen.

Damit die Konsequenzen für Opfer von Agent Orange nicht in Vergessenheit geriet, führte Vietnam den Agent Orange Gedenktag ein, der von vielen NGOs, sozialen Institutionen oder Einzelpersonen getragen wird. Es ist auch eine Gelegenheit für verschiedene Gemeinschaften – von Vietnames:innen, über amerikanische Soldat:innen bis hin zu Familienmitgliedern derjenigen, die ihr Leben verloren haben – zusammenzukommen, um all jene zu unterstützen, die weiterhin unter den Auswirkungen von Agent Orange leiden.

Green Cross Switzerland engagiert sich deshalb seit mehr als 20 Jahren für die Opfer von Agent Orange und versucht das Leid der Betroffenen zu lindern. Aus diesem Grund setzt sich Green Cross Switzerland auch für den Agent Orange-Tag ein und möchte allen Opfern des Entlaubungsmittels gedenken. Der Einsatz für die Betroffenen wird auch weiterhin ein wichtiges Ziel in der Arbeit der Stiftung sein.

19.07.2023

Sri Lankas Kampf um den Abfall

Sri Lankas Kampf um den Abfall

Menschverursachte Missstände betreffen vor allem auch unschuldige Lebewesen. In Sri Lanka haben sich über Jahre hinweg grosse Abfallmengen auf Müllhalden angesammelt. Weil es aber auch die Lebensräume von Elefanten beschneidet, essen die Säugetiere unbeabsichtigt teilweise den Plastikmüll, vor allem Einwegkunststoffe. Denn der Müll ist für viele Elefanten frei zugänglich; über 50 offene Mülldeponien gibt es in Sri Lanka. Keine Absperrungen hindern die Tiere daran, Nahrung auf den Deponien zu suchen.

Dieser Verzehr hat schwerwiegende Konsequenzen für die Tiere: jährlich sterben über fünf Elefanten an den Folgen des Plastikkonsums. Diese Tatsache konnte durch Fachleute anhand von Autopsien der Tiere festgestellt werden. Elefanten sind in Sri Lanka bereits vom Aussterben bedroht; ca. noch 6‘000 wilde Elefanten leben auf der Insel.

Zudem werden Flaschen, Verpackungen und Tüten dafür verantwortlich gemacht, dass sie die Abflüsse verstopfen und Überschwemmungen in Städten verursachen sowie einen Anstieg des potenziell tödlichen Dengue-Fiebers begünstigen, welches von Moskitos verbreitet wird, die in Stagnationswasser brüten.

 

Schutz der Elefanten durch Verbot von Einwegplastik

Die Regierung von Sri Lanka versuchte auf diese Tatsachen zu reagieren, indem sie seit Juni 2023 die Herstellung und den Verkauf von Einwegplastik verboten hat. Bereits vor sechs Jahren wurde der Verkauf von Plastiktüten aus nicht biologisch abbaubarem Plastik untersagt. Jetzt wird es erweitert; der Vertrieb von z.B. Plastikbesteck, Cocktail Shakern, Plastikgeschirr ist nun strafbar.

Umweltschützer:innen bezweifeln, ob die Gesetze helfen. Versuche den Müll einzudämmen gab es bereits zuvor, aber auch dann wurden die Erlasse weitgehend ignoriert, indem Herstellerfirmen weiterhin gewisse Plastikartikel produzierten.

Durch die Ende 2021 einsetzende Wirtschaftskrise hat sich die Müllproblematik weiter verschärft. Der Müll begann sich zu türmen, da es den Müllwagen an Treibstoff mangelte.

 

Müllproblematik auch für Menschen gefährlich

Im südasiatischen Land mit 22 Millionen Einwohner:innen fallen jährlich mehr als 1.5 Millionen Tonnen Plastikmüll an, von denen die Hälfte in Kanälen, Flüssen und schliesslich im Indischen Ozean landet. Zudem wird nur drei Prozent des Plastikmülls recycelt. Laut einer Studie des Zentrums für Umweltgerechtigkeit gehe 15% des Mülls auf Einwegkunststoffe (z.B. Strohhalme, Lebensmittelverpackungen, Tüten) zurück. Diese grosse Menge an Plastikmüll und die Tatsache, dass dieser nicht fachgerecht entsorgt wird, korreliert mit dem Anstieg an Fällen des Dengue-Fiebers: von 35‘000 Fällen 2021 auf 77‘000 Fälle im Jahr 2022.

Die Gesetze sollen nun einen Beitrag zur Müllproblematik im Land leisten, sodass hoffentlich keine Elefanten mehr zusätzlich sterben müssen und weniger Menschen durch das Fieber betroffen werden.

Erfahren Sie mehr zur Thematik hier:

19.07.2023

Rückblicke in die Projektarbeit von Green Cross Switzerland

Rückblicke in die Projektarbeit von Green Cross Switzerland

Seit der Gründung von Green Cross Switzerland 1994, hat die Projektarbeit eine wichtige Stellung im Selbstverständnis der Stiftung. Die Projektarbeit wurde auf Prinzipien und Werten von Green Cross Switzerland aufgebaut und mit diesen fusioniert: Die schnelle und direkt wirksame Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort, die pragmatisch angelegt, wissenschaftlich fundiert und auf Mediation mit konkreten Lösungsfindungen basiert. Die Stiftung legte immer auch Wert darauf, Kontakte zu anderen Partnerorganisationen und Firmen vor Ort aufzubauen, sodass die Hilfeleistungen und Projektarbeit regional stärker verankert werden konnten. Die enge Kooperation mit Firmen und Organisationen vor Ort wurde zu einem zentralen Merkmal der Projektarbeit und dem Selbstverständnis von Green Cross Switzerland. Der Fokus der Projektarbeit begann sich nach der Gründung schnell herauszukristallisieren: Regionen, welche durch menschgemachte Katastrophen betroffen sind.

 

Hilfe für Betroffene der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl

Bereits 1995 startete Green Cross Switzerland erste Projekte in den Gebieten, die durch die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl betroffen waren. Dazu führte die Stiftung das sogenannte SOCMED-Programm (Social and Medical Care and Education) ein, welches das Ziel hatte, die Gesundheit der betroffenen Bevölkerung längerfristig zu verbessern und gleichzeitig Weiterbildungs- und Informationsangebote für Pflegefachpersonen aber auch Betroffene bereitzustellen. SOCMED war federführend für alle kommenden Projekte in Ländern wie Vietnam, der Ukraine oder Belarus.

Im Rahmen dieses Programms wurden fortführend in Russland, der Ukraine und Belarus Therapiecamps durchgeführt. In diesen Camps wurden vor allem Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen durch Ärzt:innen, Therapeut:innen, Lehrer:innen und Pädagog:innen betreut und unterrichtet. Es wurden auch soziale Aktivitäten organisiert, um die Kreativität, ökologisches Bewusstsein und ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Ebenfalls konnte damit begonnen werden, Familienclubs einzurichten, die zur Initialisierung der Selbsthilfe für Mütter untereinander dienten. Damit vor allem auch Frauen ein selbstbestimmteres Leben führen konnten, wurden Kurse oder Weiterbildungen angeboten, die im Einklang mit den Familienclubs waren.

 

Einsatz für Opfer von Agent Orange

Auch in Vietnam konnte noch im 20. Jahrhundert Projekte organisiert werden, indem Betroffene des während des Vietnamkriegs versprühte Herbizid, Agent Orange unterstützt wurden. Green Cross Switzerland baute ein Informations- und Präventionsprogramm für Betroffene, aber auch für die vietnamesische Öffentlichkeit auf. Zudem begann es das 1997 gegründete Vietcot, eine Aus- und Weiterbildungsinstitution für Orthopädietechniker:innen, zu unterstützen, damit Kinder mit orthopädischen Hilfsmitteln versehen, eigenständig Schulen und Ausbildungen besuchen konnten.

 

Vielfältige Projekte in verschiedenen Ländern

Die geschilderten Projekte und Unterstützungsleistungen sind ein Bruchteil der Arbeit von Green Cross Switzerland in den vergangenen 20 Jahren. Weitere Projekte wurden in Nationalstaaten durchgeführt, die nicht zu den Kernländern der Stiftung gehörten. In Burkina Faso hat Green Cross Switzerland zusammen mit dem Departement für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) beim Aufbau von Strukturen und beim Wissenstransfer über Wassermanagement, um Konflikten aus der Verknappung von Wasser vorzubeugen, mitgeholfen. Im Irak unterstützte die Stiftung mit der Gesellschaft für bedrohte Völker mobile Teams, welche Opfern des Giftgasangriffs auf die Stadt Halabja während des ersten Golfkrieges durch Saddam Husseins Truppen mit medizinischer Betreuung und Beratung aushalf. In Fukushima, Japan organisierte Green Cross Switzerland Sommercamps für Kinder und Jugendliche und Familienclubs, in welchen die Menschen zur Strahlenbelastung des AKWs in Fukushima informiert und Alltagsaktivitäten für die Kinder durchgeführt wurden. Die Stiftung konnte in diesen Ländern wertvolle Erfahrungen sammeln, die sie für die Zukunft nutzen kann.

Stets war die Zielsetzung der «Hilfe zur Selbsthilfe» in allen Projekten eine wichtige Prämisse. Es zeigte sich, dass nachhaltige Strukturen vor Ort aufgebaut werden konnten, die bis heute bestehen und durch die derzeitigen Projektarbeiten weiter gestärkt werden.

13.07.2023

Atomkraftwerk Fukushima: radioaktives Wasser soll ins Wasser geleitet werden

Atomkraftwerk Fukushima: radioaktives Wasser soll ins Wasser geleitet werden

Am 11. März 2011 ereignete sich, durch ein Erdbeben ausgelöst, einer der schwersten Atomunfälle seit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 im Atomkraftwerk von Fukushima, Japan. Es resultierte in einem Stromausfall, der wiederum verantwortlich war, dass die Kühlsysteme in jedem der Reaktoren innerhalb kurzer Zeit nach der Katastrophe ausfielen. Die Restwärme im Reaktorkern führte dazu, dass die Brennstäbe in den Reaktoren überhitzten, teilweise schmolzen und radioaktives Material freigesetzt wurde (Kernschmelze). 

Die freigesetzte Strahlung beschäftigt bis heute die Region. Denn auch weiterhin müssen die zerstörten Reaktoren durch Wasser gekühlt werden. Das eingesetzte, kontaminierte Wasser vermischt sich mit dem Regen- und Grundwasser, welches einsickert. In ca. 1000 Tanks lagern derzeit mehr als 1.3 Millionen Tonnen an verstrahltem Wasser. Der Betreiberkonzern Tepco meint, dass nun der Platz ausgehe und die Tanks neuer potenzieller Erdbeben ausgesetzt seien.

 

Kontaminiertes Wasser soll durch Filterung ins Meer geleitet werden

Als Lösung schlug Tepco vor, das verstrahlte Wasser zuerst zu filtern und dann ins Meer zu leiten. Das System kann aber das radioaktive Isotop Tritium nicht herausfiltern. Laut den Aussagen von Tepco und der International Atomic Energy Agency (IAEA) sei das keine Gefahr, da das Tritium in geringen Mengen harmlos für Mensch und Umwelt sei und das Wasser verdünnt werde. Die Konzentration soll stark sinken. Falls die Menge des Meerwassers zur Verdünnung nicht reichen würde oder die Konzentration nach wie vor hoch sei, gebe es ein Notfall-Ventil, welches die Freisetzung stoppen würde.

Während die Meinung der Expert:innen durchzogen sind, hat die IAEA die Inspektion der Bauarbeiten an den Entsorgungsanlagen vorgenommen und das Vorhaben von Tepco gebilligt. Der Chef der Atombehörde, Rafael Grossi meinte, dass Japan die internationalen Sicherheitsstandards erfülle.

 

Kritik von verschiedenen Parteien

Neben der Kritik einiger Expert:innen, sind auch viele Fischer in der Region gegen die von Tepco geplante Entsorgung des Kühlwassers. Sie befürchten eine Verschlimmerung der Situation und würden die Folgen der Pläne nicht abschätzen können. Sie haben zwar durch die Regierung Entschädigungszahlungen erhalten, fürchten aber einen neuen Reputationsschaden. Zudem habe die Regierung vereinbart, das Ableiten des Wassers mit allen Parteien zu klären, die Fischer seien aber nicht gefragt worden.

In Nachbarländern wie China stossen die Pläne Japans auf Ablehnung. Die Regierung Südkoreas, welche bisher das Vorhaben Japans kritisierte, respektiert inzwischen die Ergebnisse der IAEA. Die Entsorgungspläne sollen bereits in diesem Sommer gestartet werden.

Erfahren Sie mehr zur Thematik hier:

10.07.2023

Risikopotenzial des Atomkraftwerks Saporischschja, Ukraine

Risikopotenzial des Atomkraftwerks Saporischschja, Ukraine

Das ukrainische, nun von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja wurde durch den grossangelegten Einmarsch russischer Truppen im Februar 2022 immer wieder zum Ausgangspunkt von sicherheitspolitischen Debatten, welche die Gefahr einer möglichen Explosion zwar bestätigten, in ihrem Ausmass aber nicht vergleichbar z.B. mit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl sei.

In den vergangenen Tagen wurde die Situation des Atomkraftwerks durch neue Gerüchte, die besagten, dass russische Truppen Sprengsätze an die Anlage montierten, angeheizt. Offiziell konnten diese Gerüchte aber nicht bestätigt werden. Eine mögliche Sprengung ist aber technisch nur schwer durchsetzbar, da die Reaktorblöcke zum Schutz glücklicherweise mehrfach mit dicken, befestigten Wänden ausgestattet ist. Ebenfalls wurde das Atomkraftwerk mittlerweile abgeschaltet, was eine Strahlenbelastung bei einem potenziellen Anschlag etwa durch eine Explosion stark senken würde und wahrscheinlich regional begrenzt wäre. Ein Risiko bleibt aber bestehen.

Gleichzeitig schätzt das ICRC das Risiko eines Strahlungsaustritts trotz Sicherheitsvorkehrungen als hoch ein. Es kommt zu dieser Einschätzung, da die Wahrscheinlichkeit einer direkten oder zufälligen Beschädigung eines Reaktors oder anderer kritischer Komponenten, die den sicheren Betrieb der Einrichtung ermöglichen, sowie menschliches Versagen des Personals berücksichtigt, das unter zunehmendem Stress und Belastung arbeitet, weiterhin bestehen würde.

Bei einem möglichen Schaden der Anlage kann die umliegende Region für Jahrhunderte geprägt werden, indem radioaktives Cäsium oder Strontium die Umwelt kontaminiert. Denn das freigesetzte Material hätte Auswirkungen auf die Ökosysteme, die Landwirtschaft, die Nahrungsmittelsicherheit, die Gesundheit der Menschen auch in Hinblick auf weitere Generationen.

Obwohl die Meinungen zum Risiko einer Beschädigung divergieren können, kann festgestellt werden, dass die Gefahr bzw. die Möglichkeit eines realen Schadens existiert.

06.07.2023

Zusammenarbeit mit Danang Association for Victims of Agent Orange (DAVA)

Zusammenarbeit mit Danang Association for Victims of Agent Orange (DAVA)

Im Rahmen des SOCMED-Programms (Social and Medical and Education) unterstützt Green Cross Switzerland seit über zwanzig Jahren Betroffene des Entlaubungsmittels Agent Orange, welches während des Vietnamkrieges eingesetzt wurde, mit sozialen, medizinischen und pädagogischen Hilfeleistungen. Das hochgiftige Herbizid hinterlässt auch heute noch bei Kindern und Jugendlichen physische und psychische Beeinträchtigungen; viele sind auf Hilfe angewiesen. Durch den langjährigen Einsatz in Vietnam, konnte die Stiftung ein breites Netzwerk an Kontakten knüpfen und Partnerschaften aufbauen. Zu diesen Partnerschaften gehört auch die Danang Association for Victims of Agent Orange (DAVA).

 

Danang Association for Victims of Agent Orange

Die Organisation setzt sich für Opfer von Agent Orange in der zentralvietnamesischen Stadt Da Nang und ihrer Umgebung ein, indem sie die Betroffenen in der Alltagsbewältigung unterstützt. Laut DAVA leben in der Stadt und in der Agglomeration ca. 5000, davon 1400 Kinder mit den Spätfolgen des Herbizids in Form von physischen Entstellungen, Missbildungen oder psychischen Störungen. Trotz wirtschaftlichen Aufschwungs der Region, befinden sich weiterhin viele betroffene Familien in einer prekären Situation.

 

Tagesstätten zur Reintegration von behinderten Kindern und Jugendlichen

DAVA hat zwei Tagesstätten in der Region eingerichtet, welche zusammen 120 Opfern von Agent Orange einen Platz gibt. In den Tagesstätten erhalten die Kinder und Jugendlichen Betreuung, Pflege und durch verschiedene Tätigkeiten eine Tagesstruktur. Durch Rehabilitationsmassnahmen, medizinische Check-Ups sowie ausgewogene Mahlzeiten kann die Gesundheit der Betroffenen nachhaltig gestärkt werden. Schulische Grundlagen, Malen, Nähen, Singen, Tanzen oder andere sportliche und spielerische Aktivitäten helfen psychischen Stress abzubauen und das Selbstbewusstsein zu fördern. Durch die ganztägige Betreuung und Pflege der betroffenen Kinder und Jugendlichen werden die Eltern entlastet, was es ihnen ermöglicht, einer Arbeit nachzugehen.

Green Cross Switzerland unterstützt DAVA, indem die Stiftung etwa 20-30% der Kosten übernimmt. Die finanzielle Unterstützung ist von zentraler Bedeutung, da die Danang Association for Victims of Agent Orange ausschliesslich durch Spenden finanziert wird und auf eine nachhaltige Planung angewiesen ist, unter anderem um ausreichend Pflegepersonal einstellen zu können.

Durch die Zusammenarbeit mit DAVA kann Green Cross Switzerland ihre finanziellen Hilfeleistungen auf konkrete Strukturen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Opfern durch Agent Orange kanalisieren und die Beiträge zielgerecht einsetzen. Wir möchten uns für die anhaltende Unterstützung bei Ihnen, liebe Spender und Spenderinnen, herzlich bedanken. Ihr Beitrag lindert die schwierige Situation zahlreicher Kinder und Jugendlicher in Vietnam.

08.06.2023

Dammbruch bei Kachowka, Cherson

Dammbruch bei Kachowka, Cherson

Die Zerstörung des ukrainischen Staudammes am 6. Juni 2023 bei dem russisch besetzten, südlich gelegenen Dorf Kachowka hat für die Region weitreichende Folgen, die in ihrem Ausmass noch nicht abschätzbar sind. Der Damm ist Teil einer Serie aus sechs Staudämmen entlang des Dnepr und der letzte vor der Öffnung ins Schwarzmeer. Der Staudamm produzierte Strom, kühlte das Atomkraftwerk Saporischja und lieferte Wasser für Menschen vor Ort.

Durch die Zerstörung gerieten die Fluten bis zur Stadt Cherson, die am Flussdelta des Dnepr und etwa 100 Kilometer entfernt von der zerstörten Infrastruktur liegt. Es sind insgesamt 24 Ortschaften von den Überschwemmungen betroffen. Bisher konnten etwa auf beiden Seiten der Front etwa 3000 Menschen evakuiert werden. Derzeit wird grob geschätzt, dass mehr als  40‘000 Menschen von den Fluten betroffen sind.

Die Überschwemmungen haben bereits jetzt grosse Schäden bei der Bevölkerung, der Infrastruktur, der Natur und den Tieren angerichtet. Die potenziellen Konsequenzen aus der Zerstörung des Damms werden weiter zunehmen. Durch das Absinken des Wasserstands im Kachowksa-Stausee auf ein bestimmtes Niveau kann es Wasserknappheit für 200‘000 Menschen bedeuten. Die Auslegung von Minen entlang des Flusses kann dazu führen, dass diese nun neu an nicht zu erwartende Orte geschwemmt werden. Fäkalien oder Chemikalien von Fabriken, die ins Wasser gelangen, können Seuchen oder Krankheiten auslösen. Im Kraftwerk des Staudamms wurde Öl gelagert, welches nun ebenfalls ins Wasser gelangte und es sind bereits sehr viele Fische an dem verunreinigten Wasser verendet. Zusätzlich werden Lebensräume von Tieren, wie z.B. Vögeln zerstört. Die Konsequenzen des Dammbruchs sind demnach vielfältig, umfassend und werden die Region leider für lange Zeit prägen.

Während die EU und europäische Staaten bereits Unterstützung im Wert von 170 Millionen zugesagt haben, leisten etwa 800 Retter:innen der Ukraine und Freiwillige Hilfe vor Ort. Das Green Cross Switzerland ist seit 2022 mit pragmatischen Hilfsaktionen für die Bevölkerung in der Ukraine aktiv. Neben der Versorgung der Betroffenen mit Wasseraufbereitungssystemen z.B. in Cherson oder Mikolajew und weiteren Hilfeleistungen, haben wir Retter:innen des Staatlichen Dienst für Notfallsituationen nach Überschwemmungen während des Frühlings im Norden der Ukraine mit einem Bootsmotor unterstützt. Green Cross Switzerland überprüft derzeit die Möglichkeiten für weitere Hilfeleistungen für die von den Überschwemmungen betroffene Bevölkerung in der Region rund um den zerstörten Stausee.