Belarus

Hilfe bei der Bewältigung des radioaktiven Fallouts

 

Aufgrund der schwierigen Situation wegen des Krieges in der Ukraine fand die Kooperation von Green Cross Switzerland mit unseren Partnern in Belarus im Jahr 2022 in reduzierter Art und Weise statt. Angesichts der langjährigen Partnerschaft zwischen den Parteien, möchte und kann Green Cross Switzerland die SocMed Projekte in Belarus dennoch weiterführen – sogar in diesen schwierigen Zeiten. Diese Projekte sind gerade jetzt sehr wichtig, da die Bevölkerung von Belarus zusätzlich zur radioaktiven Strahlung auch noch unter den Folgen des Krieges in der benachbarten Ukraine leidet.

Die Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl führte zu einer enormen Freisetzung von Radioaktivität. Am stärksten traf der Fallout das benachbarte Weissrussland, insbesondere das Gebiet Gomel. Grosse Flächen des Landes wurden verstrahlt und mussten gesperrt werden. Dies hatte verheerende Auswirkungen auf die für das Land wichtige Landwirtschaft, da viele Ackerböden nicht mehr genutzt werden können.

Heutzutage leben immer noch unzählige Menschen in kontaminierten Gebieten. Bei Kindern aus dem Gebiet Gomel sind höhere Cäsiumwerte zu beobachten. Die radioaktive Strahlung kann zu verschiedenen Krankheiten führen. Im Einzelfall ist es aber oft schwierig, einen direkten Zusammenhang nachzuweisen. Die betroffene Bevölkerung muss jedoch mit einer ständigen Angst vor dieser unsichtbaren Gefahr leben, was zu einer enormen mentalen Belastung führen kann. Ebenfalls führte die Reaktorkatastrophe zu Umsiedlungen und Verlust von Arbeitsplätzen, wobei sich die betroffenen Gebiete oft in einer sozio-ökonomisch schwierigen Lage befinden. Green Cross möchte darum der Bevölkerung in kontaminierten Gebieten durch Hilfe zur Selbsthilfe eine Perspektive für Normalität und eine hoffnungsvolle Zukunft ermöglichen.

Social Gardening

Das Leben in radioaktiv kontaminierten Gebieten erhöht das Risiko für verschiedene Krankheiten, insbesondere bei Kindern. Umso wichtiger ist eine nährstoffreiche und ausgewogene Ernährung, um das Immunsystem zu stärken. Leider sieht die Realität oft anders aus. Aufgrund geringen Einkommens und wenig Informationen herrscht eine unausgewogene Ernährung mit einem Mangel an Vitaminen und Nährstoffen.

Mit dem Social Gardening Projekt verfolgt Green Cross Switzerland das Ziel, die Ernährung durch frisches Gemüse und Beeren aus den sozialen Gärten abwechslungsreicher, nährstoffreicher und gesünder zu gestalten.

Das Projekt soll den Kindern aber auch Spass machen, denn sie haben die Möglichkeit, beim Anpflanzen und Pflegen des Gemüses und der Früchte mitzumachen – natürlich alles mit Hilfe und unter Aufsicht einer Lehrperson. Dadurch können sie auf spielerische Weise einen direkten Bezug zu gesunden Lebensmitteln aufbauen.

Die Standorte der Dörfer, in welchen die Social Gardening Projekte umgesetzt werden, befinden sich ca. 30 km vom zerstörten Atomkraftwerk von Tschernobyl entfernt. Darum muss bei den Gärten im Vornherein der Gehalt an Radionukleiden im Boden gemessen werden und anschliessend die Ernte mindestens in der ersten Saison mit einem Radiometer überprüft werden.

Familien-Clubs

In den ländlichen Gebieten Weissrusslands herrscht oft ein raues sozioökonomisches Klima –  insbesondere in den vom radioaktiven Fallout stark getroffenen Gemeinden. Das Leben der Menschen, die keine Möglichkeit haben in andere Gebiete umzuziehen, ist oft gekennzeichnet von Armut, Perspektivenlosigkeit und einem Mangel an Jobmöglichkeiten. 

Die Green Cross Familien-Clubs bieten dabei einen Rückhalt für die Bevölkerung in der Tschernobyl-Region.  Einerseits wird in diesen relevantes Wissen vermittelt. Die Mütter erhalten beispielsweise die Möglichkeit, Ernährungskurse über den Umgang mit kontaminierten Lebensmitteln zu besuchen. Sie sind aber auch ein Ort, in welchem Freundschaften entstehen und sich über die Probleme des Alltags ausgetauscht werden kann. Dabei werden im Rahmen der Familien-Clubs auch mehrere Veranstaltungen organisiert, wie beispielsweise eine gemeinschaftliche Weihnachtsfeier oder ein Zeichnungswettbewerb für Kinder am Tierschutztag.  

Schulungen und Informationsmassnahmen

In den abgelegenen Gebieten Weissrusslands herrscht grosse Dringlichkeit, der Bevölkerung den Zugang zu Informationen zur Verfügung zu stellen, die für die Bewältigung ihres schwierigen Alltags von Nutzen sind. 

Green Cross bietet aus diesem Grund verschiedene Schulungs- und Informationsveranstaltungen an, welche vermehrt auch online als Webinars durchgeführt werden. Dabei wird beispielsweise über Anbaumethoden von verschiedenen Gemüsepflanzen unter Beachtung der gegebenen klimatischen Bedingungen unterrichtet. 

Auch das Green Cross Center unweit der Hauptstadt Minsk kann für verschiedene Schulungszwecke verwendet werden, beispielsweise für das Education Camp für Jugendliche.

Ausserdem nimmt Green Cross Belarus an verschiedenen Informationsveranstaltungen teil, um das gewonnene Wissen ins SOCMED-Programm einfliessen zu können; beispielsweise an der vom Umweltministerium organisierten internationalen Konferenz über ökologischen Tourismus.