Tierheim-Projekt in Tschernihiw
Unter dem Ukrainekrieg leiden nicht nur Dutzende von Millionen Menschen. Sondern auch zahllose Tiere. Viele Tierheime befanden sich schon vor dem russischen Angriff in einer prekären Lage. Der Krieg hat ihre Situation zusätzlich verschärft: die Zahl verlassener, streunender und verwahrloster Tiere ist stark gestiegen. Grausame Handlungen gegen Tiere nehmen zu und es fehlt an Tierheimen. Zum Stiftungszweck von Green Cross Switzerland (GCCH) gehört es, dazu beizutragen, dass wir unsere Verantwortung für die Umwelt wahrnehmen können. Auch Tiere sind Teil der Umwelt und wir Menschen sind dazu angehalten, ihrem Leiden und Sterben nicht tatenlos zuzusehen, sondern uns gemeinsam für sie zu engagieren.
Deswegen unterstützt GCCH schon seit Kriegsbeginn bestehende Tierheime in der Ukraine mit Futter, Medikamenten und weiteren Gütern des täglichen Gebrauchs. Nun gehen wir einen Schritt weiter und bereiten den Bau eines neuen Heims in Sosnyzja, Tschernihiw, vor. Die Entscheidung, dort einen Zufluchtsort für notleidende Tiere zu schaffen, beruht darauf, dass die Region unter einem akuten Mangel an Tierheimen leidet und auch kein geeignetes Gebäude zur Verfügung steht, das als Tierheim genutzt werden könnte. Ausserdem bildet diese relativ arme, stark vom Krieg – und nach wie vor auch von der Tschernobyl-Katastrophe – betroffene Region schon seit Langem einen Schwerpunkt der Arbeit von GCCH.
Zum Ende des vergangenen Jahres haben die lokalen Abgeordneten nun die Zuweisung eines Grundstücks für das Tierheim beschlossen. Sofern das Planungs- und Genehmigungsverfahren für das Gebäude reibungslos verläuft, kann im Frühjahr mit dem Bau begonnen werden. Dafür sind umweltfreundliche Materialien vorgesehen, auch eine Solaranlage ist geplant. Die Gemeinde unterstützt GCCH im administrativen Bereich und verlangt nur eine reduzierte Miete für das Grundstück – aufgrund der prekären finanziellen Situation ist leider keine kostenfreie Bereitstellung möglich.
Das Heim wird so geplant, dass es im Ganzen mindestens 80 Tiere aufnehmen kann, vorwiegend Hunde und Katzen. Etwa 300-400 Tiere sollen jährlich medizinisch versorgt werden. Ausserdem wird angestrebt, dass jährlich rund 200 Tiere im Heim an ein neues Zuhause vermittelt werden können.
Das Tierheim soll zudem als Teil des psychologischen Unterstützungsprogramms von GCCH kriegsbetroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene direkt unterstützen, aber auch einen Bildungsauftrag erfüllen. So sollen Hunderte von Kindern und Familien pro Jahr am Bildungsprogramm des Heims teilnehmen. Die Teilnehmenden werden von lokalen Schulen, Gemeinschaftszentren und Waisenhäusern ausgewählt, wobei Kinder mit besonderen Bedürfnissen oder in besonders schwierigen Umständen bevorzugt werden. Ziel des Bildungsprogramms wird sein, Empathie, den verantwortungsvollen Umgang mit Haustieren und das Verständnis für das Tierwohl zu fördern.
Schliesslich soll jährlich auch rund 100-150 Personen durch tiergestützte Therapien geholfen werden. Bei diesen Personen wird es sich um Menschen handeln, die von den Schrecken des Krieges traumatisiert und die durch Institutionen wie Krankenhäuser, psychiatrische Kliniken oder Veteranenorganisationen an uns vermittelt werden.
Das Projekt ist auf 24 Monate ausgelegt. Im zweiten Jahr wird eine Evaluation stattfinden und entschieden, wie es danach weitergeht. Im Einklang mit dem Stiftungs-Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe zielt GCCH darauf ab, dass das Tierheim eines Tages auch ohne die Unterstützung von GCCH weitergeführt werden kann. Die Bevölkerung und die lokalen Behörden werden so stark wie möglich einbezogen.